mit dem Malibu-Camper durch Südamerika

Woche 6

02.04.2023

km 65209 bis 66255

von Torres del Paine (Visitor-Center) nach Torres del Paine (Las Torres Hotel und camping zone)

Temperatur 7 – 15°C

den ganzen Tag meist heiter

heute Nacht fegte der Wind wieder übers Land und schüttelte unseren Camper ganz kräftig. Am Morgen kein Wind mehr und das Fleckchen Erde präsentiert sich, als könnte es nie anders sein. Ein guter Tag für eine kleine Tour als Vorbereitung auf morgen. Diese ging über den Salto Grande, einen kleinen Wasserfall bis zum Cuernos Aussichtspunkt am südlichen Rand des Lago Nordernskjöld, mit Blick auf den Frances-Gletscher. Es ist eine wunderschöne Gegend, wir versuchen für uns aber immer noch (Reiseführer und anderen Quellen) diese Großen „da bleibt einem der Atem weg“ Ausrufe zu entdecken. Die bleiben aus, aber vielleicht, weil wir auch in Europa viel in den Bergen unterwegs sind. Ja, man muss in Europa in der Regel höher als 1000m steigen, um Schnee und Eis zu sehen, aber man sieht sie auch dort. Trotzdem wunderschön und abwechslungsreich. Vereinzelt die 3000er, dazwischen klare, türkisfarbene Seen mit kleinen Inseln und dann der Rio Paine, der sich zwischen den Hügeln entlang schlängelt.

Unsere morgige Wanderung liegt im Zentrum des NP. Es gibt eine Schotterstraße, die von Norden nach Süden durch den Park führt. An dieser Straße liegen einige Hotspots, aber wenige Wandertagestouren. Zwei der Touren sind gut von unserem heutigen Stellplatz zu erreichen, der von der Außenwelt absolut abgeschnitten ist.

Vor morgen grault es Theres schon ein bisschen, denn wir wollen zum Fuße des Torres del Paine, 900HM. Aber wir haben ja Zeit, die Sachen sind gepackt und wir werden früh aufstehen, so dass wir mit den ersten Sonnenstrahlen los wandern können.

Übrigens ist uns heute aufgefallen, dass wir seit Chile noch eine Stunde mehr Zeitverschiebung haben. Eigentlich auch nur dadurch, das die Handys von Theres und mir unterschiedlich tickten.

Ich hoffe es kommt nicht falsch rüber, aber beide haben wir unabhängig voneinander festgestellt, dass wir uns bei diesen ganzen Regularien nicht wohl fühlen in diesem National Park. Wir achten die Natur und möchten sie aber auch nutzen und genießen, das geht für uns hier nicht. Hier sind die Wege mit Randsteinen ausgelegt, überall Schilder mit den Verboten. Es darf zum Beispiel u.a. in den Seen nicht gebadet werden. Das ist ja auch nicht jedermanns Sache, in einem Gletschersee baden zu gehen, muss man ja auch nicht aber wir hätten es gerne gemacht.

Andererseits fahren hier Massen an Reise- und Shuttlebusse an die Hotspots, werfen die Touristen raus und lassen dann wirklich stundenlang den Motor laufen. Hier genauso wie im NP Tierra del Fuego.

So, gestärkt mit Nudeln und Tomatensoße kann der morgige Tag kommen.

03.04.2023

km 66255

(Las Torres Hotel und camping zone)

Temperatur 12 – 15°C

vormittags meist heiter, am Nachmittag viel Regen

wir waren nicht die ersten und auch nicht die schnellsten, aber wir waren oben. Es hat sich gelohnt, nicht nur bei dem Anblick blieb einem die Luft weg, sondern auch bei dem Weg nach oben. Dieser war sehr abwechslungsreich und anspruchsvoll.

Um 06:15 klingelte der Wecker, draußen noch absolute Finsternis. Auch als wir los gingen war es noch finster, gut das wir eine Stirnlampe dabei hatten.

Herrlich, wenn dann langsam die Sonne über den Bergen aufgeht und alles in einem rotem Licht erstrahlen lässt. Um das am Fuße des Torres del Paine zu erleben (Empfehlung des Reiseführers, sicherlich auch berechtigt), hätten wir mitten in der Nacht los gehen müssen, so wichtig war es uns dann doch nicht. So haben wir andere schöne Lichtreflexe erlebt. Kurz nach 12:00 waren wir tatsächlich oben am Torres Gletschersee und Theres war stolz und beruhigt, die Strecke geschafft zu haben und das sich ihre Befürchtungen, es nicht zu schaffen, nicht bestätigten.

Auf dieser Tour konnten wir hautnah die Patagonischen Winde erleben. Der Wind wechselte seine Richtung schneller als man sich darauf einstellen konnte. Obwohl dieser kleine See von 3 Seiten mit Bergen umgeben war, zog der Wind mit einer Geschwindigkeit um die Ecke, dass er es zwei mal fast geschafft hat, uns ins Wasser zu werfen. Über eine lange Pause mussten wir nicht groß nachdenken, Spaß ist etwas anderes. Und das war gut so, denn auf halber Strecke schlug das Wetter um, es wurde noch windiger und begann zu regnen.

Nun sind wir froh, dass wir wieder in unserem Camper sind (das Gas der ersten Flasche reicht immer noch) und überlegen, ob und welche Tour wir morgen angehen wollen. Allerdings streikt Theres bei einer zweiten 8h Tour.

Vielleicht hört man es aus dem Text ein bisschen heraus, ansonsten schreibe ich es gerne noch einmal. Wir haben heute unseren Frieden mit dem Park geschlossen, er ist schon etwas besonderes. Die Verbote bleiben zahlreich, aber immerhin kann man hier zwar nicht überall, aber an vielen Stellen mit dem Camper sehr ruhig stehen. Man kann halt nicht alles haben.

Jetzt noch ein paar technische Details:

Der Bremsbelagverschleißsensor hat sich in den letzten Tagen nicht mehr gemeldet, vielleicht sind die Bremsen bei dem Staub schon komplett runter und der Sensor damit ebenfalls (kleiner Scherz).

Unsere einfahrbare Trittstufe könnte ich bei den Schotterstraßen jede Woche auseinander nehmen weil sich so viele kleine Steinchen darin sammeln, dass sie einfach blockiert. Ich weiß nicht, ob andere Kastenwagenfahrer das gleiche Problem haben, könnte mir aber auch gut vorstellen, dass es durch die breiten Reifen kommt, die über den Radkasten hinaus gehen.

Eine Wäsche würde ich dem Camper auch gerne mal wieder gönnen, um die Radkästen, Dämpfer und Bremsen von dem ganzen Dreck zu befreien.

Mit dem Staub auf der Straße haben wir auch eine Lösung, sobald sich ein Auto nähert oder überholen will, wird auf Umluft geschaltet und die Gebläseausgänge geschlossen. Das artet ab und an in Sport aus. Wir haben jedoch das Gefühl, es hilft.

04.04.2023

km 66255 bis 66300

von (Las Torres Hotel und camping zone) nach Laguna Amarga (Y156)

Temperatur 5 – 17°C

den ganzen Tag meist heiter

schade, wir standen so schön auf einem Parkplatz an der Laguna Azul mit einem tollen Blick auf die Torres del Plaine und haben uns auf eine ruhige letzte Nacht im Park gefreut. Abends um 19:30 kam jemand vorbei und wollte 35€ für die Nacht haben. Das war uns dann doch etwas zu viel für einen schönen Platz (einfacher Parkplatz) ohne jeglichen Service. So haben wir uns heute noch die wirklich schlechte Schotterpiste angetan und außerhalb vom NP ein schönes Plätzchen an der Laguna Amarga gesucht und gefunden.

Der Tag begann heute noch einmal sehr früh (vor Sonnenaufgang), denn wir hatten uns ja noch eine Tour vorgenommen, obwohl uns von gestern noch alle Knochen weh taten.

Es ging über die Laguna Inge an dem Lago Nordenskjöld entlang mit wunderschönen Blicken auf das Wasser, die Berge und grüne Wiesen. Da es etwas ruhiger zuging, hatten wir auch die Zeit darüber nachzudenken, was im Augenblick zu Hause so los ist.

Oh, wir befinden uns ja schon in der Karwoche und wir sind in einer tief katholischen Gegend unterwegs. Also wird am Freitag wohl nicht viel mit einkaufen und Gas tanken sein. D.h. Planänderung/ -anpassung und so ging es heute noch zu dem Wasserfall „Cascade del Paine“ und zur Laguna Azul an der wir eigentlich stehen wollten.

Der Wasserfall ist wirklich sehenswert, die Laguna Azul reizt mit ihrem freien Blick auf die Torres del Paine. Dafür hatten wir dort noch ein ganz besonders schönes Erlebnis. Als wir vor unserem Camper standen und über das Wasser auf die Torres schauten, hörten wir ein lautes Getrappel direkt neben uns. Kurz darauf sahen wir ca. 30 Pferde, die in der Lagune tranken. Anschließend waren wir plötzlich mehr oder weniger von ihnen umringt und wurden beschnuppert. Plötzlich ein Pfiff von hinten und zack galoppierten sie davon.

Verbote sind dazu da sie zu umgehen, uns ging es heute richtig gut damit. Kann sich jeder seinen Teil denken!

Ein technischer Nachtrag zu gestern, auch unsere Schiebetüre bedarf der regelmäßigen Pflege. Die mittlere Rolle, die außen entlang geführt wird, benötigt nach jeder Staubtour Öl, ansonsten knarzt sie zum nicht aushalten.

05.04.2023

km 66300 bis 66614

von Laguna Amarga (Y156) über den Lago Sarmiento (Y150) und Puerto Natales (RN9) an der Laguna Cabeza de Mar (RN9) (30 km vor Punta Arenas)

Temperatur 11 – 12°C

morgens Regen, den Rest des Tages meist heiter

leider war die schlechte Schotterpiste nur kurz durch eine Betonstraße unterbrochen und ging heute noch ca. 40 km weiter. Aber das konnte uns nach einer so stillen Nacht (kein Wind und kaum Autos) nicht vom Hocker hauen.

Dass wir noch an der Laguna Amarga vorbei kamen, haben wir nur unserem vorzeitigen Abzug von der Laguna Azul zu verdanken, denn diese lag nicht direkt auf der Strecke. Diese Laguna ist etwas besonders. Sie ist eine sogenannte Bitterlagune auf Grund ihres deutlich erhöhten ph-Wertes (9,1) Dies rührt daher, dass die Lagune zu einem geschlossenen System gehört, d.h. sie hat einen Zufluss, jedoch keinen Abfluss, und daher kann das Wasser nur verdunsten und die durch die Flüsse eingetragenen Mineralien verbleiben im Wasserbecken und führen zu einer salzhaltigeren Umgebung.

Ansonsten stand der Tag heute unter dem Motto „zurück nach Punta Arenas“, da ja am Samstag die Waltour beginnt. Hoffentlich klappt alles, denn bei uns ist das Geld weg, doch bei der Agentur noch nicht eingetroffen 🙁

Morgen heißt es mal wieder Gas tanken, einkaufen und dem Camper eine Wäsche genehmigen. Das wird allerdings nicht so viel Spaß machen wie die letzten Male, denn die Temperaturen sind ja leider um 20°C gesunken. Aber was muss, muss.

Vielleicht gelingt auch noch eine kleine Algenernte, dann ist das Abendessen für Theres gesichert 😉

Auf unserem heutigen Stellplatz habe ich durch Zufall auch die Ursache für die Meldung (oder nicht mehr Meldung) des Bremsbelagverschleißsensors (was für ein Wort) gefunden. Das Kabel muss gerieben haben, bis es durch war. Das ist es zumindest jetzt und hängt an der Bremse. Aus meiner Sicht keine Dramatik, unsere anderen Autos hatten so etwas auch nicht und wir leben noch.

Oh, heute noch etwas ganz besonderes. Wir werden heute das erste Mal nach 5 Wochen im Camper duschen ;-)! Nein wir stinken nicht (oder riechen es nicht mehr), aber hatten bis jetzt immer andere Möglichkeiten wie Flüsse und Seen genutzt.

06.04.2023

km 66614 bis 66710

von Laguna Cabezade Mar (RN9) nach Punta Arenas Strandpromenade

Temperatur 5 – 17°C

den ganzen Tag heiter bis wolkig und windig

das Duschen hat natürlich wunderbar geklappt und die Dusche ist jetzt auch mal wieder von jeglichem Staub befreit. Natürlich war auch das Gas unserer Tauschflasche immer noch nicht verbraucht. Eine unserer Aufgaben für heute, diese wieder aufzufüllen und wir haben uns mal wieder angestellt!

3 Möglichkeiten gab es, mit der letzten haben wir angefangen und sind also quer durch die Stadt. Das Ergebnis war logischer Weise zweimal negativ. Die letzte Möglichkeit war eine Shell-Tankstelle, gleich am Eingang der Stadt und die hatten tatsächlich eine GPL Tanksäule mit unserem europäischen ACME Anschluss.

Gasflasche ausgebaut, mit der Kofferwaage gewogen 13,5 Kg, es passen also gute 7 kg (14l) in die Flasche. Ran an die Tanksäule und durch den Tankwart befüllen lassen. 10 min später war alles erledigt. Ich hatte das bei der Planung schon gelesen, dass GPL (LPG) Tankstellen in Chile weiter verbreitet sind als in den anderen südamerikanischen Ländern.

Da es dort so einfach ging, haben wir heute unser System auf die Gastankflasche umgestellt, können voll heizen und kochen und werden auf der Rückfahrt dann auch nochmal diese Flasche befüllen lassen.

Dann wollten wir ja noch den Camper waschen, keine Chance! Wir sind noch einmal quer durch die Stadt, Waschanlagen ja aber nur mit Bürste und nicht mit dem Karcher. Auf die Kratzer hatten wir keine Lust. Nun ist er immer noch so dreckig. Ärgerlich war nur, dass auch der Einkauf noch ausstand und wir bei der Suche nach Gas und Waschanlage eine Straße befahren haben, an der es alles gab (kein Supermarkt), wir diese Straße aber nicht mehr gefunden haben. Genervt haben wir aufgegeben und Theres hat dann einen Supermarkt unsicher gemacht.

Nun stehen wir in Punta Arenas an der Strandpromenade, wird bestimmt nicht ganz so leise sein. Passt aber, wenn wir morgen mal mit allen Kindern telefonieren wollen. Danach kann ja wieder ein ruhiges Plätzchen kommen und auf der Insel wird es dann wieder die absolute Ruhe!

Heute gibt es mal zwei Bilder über Stromverkabelung in den Städten.

Nachtrag: Heute Abend haben wir die Buchungsbestätigung für unsere „Whalesound-Tour“ erhalten. Am 08.04.2023 um 04:15 Uhr geht es los zur Insel Carlos III. Allen eine gesegnete Osterzeit.

07.04.2023

km 66710 bis 66759

von Punta Arenas Strandpromenade (RN9) nach Grundstück Whalesound (RN9)

Temperatur 5 – 2°C

den ganzen Tag regnerisch und windig

die Nacht war ruhiger als auf der Anhöhe von Punta Arenas. Weniger parkende Autos mit laufendem Motor und lauter Musik. Dafür fand immer mal wieder eine kleine Rally auf der RN9 statt, mit lautem Auspuffsound. Vielleicht liegt es an den bevorstehenden Feiertagen und alle waren ausgeflogen.

Wir haben heute nicht groß was vor, also kann der Tag auch ruhig beginnen, mit einem späten Frühstück und einer Verabredung zum Videocall mit den Kindern, der dann auch am Nachmittag stattfand. Schön, einfach mal so zu quatschen und Neuigkeiten auszutauschen. Und schön zu sehen, dass sie sich bei uns zu Hause treffen und es allen gut geht.

Mit Phil, Lena und den Kindern werden wir es am Dienstag nachholen. Zuerst waren sie unterwegs, danach kam bei uns eine zufällige Begegnung dazwischen.

Es ist zwar Karfreitag und Feiertag, und obwohl das hier eine erzkatholische Gegend ist, wird er wohl nicht so ganz ernst genommen. Da wir am Nachmittag noch etwas Zeit hatten, wollte Theres noch zu einem einheimischen Gemüsebauern und danach sollte es in den Magellan Park gehen.

Bei José und Berni (den Gemüsebauern, die zufällige Begegnung) waren wir so lange (wir wurden zum Kaffee eingeladen), so dass sich der Park nicht mehr lohnte.

Aber bevor wir überhaupt vom Parkplatz los kamen, verging auch noch eine Stunde. Ein Schweizer Pickup hielt neben uns und er (Namen leider wieder einmal vergessen) kam zielstrebig auf uns zu. Es hat bei uns einen Augenblick gedauert bis der Groschen viel, denn ihr Fahrzeug war auch auf dem Schiff und sie gehörten zur Gruppe derer, die mit uns am Freitag „kämpften“, um die Fahrzeuge auszulösen. Ich hatte mich mit ihm damals vor Ort schon viel unterhalten.

Es war ein toller Erfahrungsaustausch, vor allem über die unterschiedlichen Techniken die in den Fahrzeugen verwendet werden. Die Schweizer haben den Vorteil, dass sie alles mit Diesel betreiben (Kochen und Heizen), aber auch das funktioniert nicht perfekt. Wir haben das Problem der Gasbefüllung.

Ihr Auto hat vorne und hinten Blattfedern, kann nicht viel kaputt gehen, aber sie merken jeden Stein und jedes Schlagloch. Das ist mit unserem Fahrwerk sehr angenehm, dafür denke ich, dass unsere Technik wesentlich anfälliger ist. Wir sind auf das nächste Wiedersehen gespannt, denn sie fahren jetzt nach Feuerland und dann auch Richtung Norden.

Nun stehen wir auf dem Gelände von Whalesound (hier steht unser Camper über die Zeit) und sind schon etwas aufgeregt, denn das Wetter soll morgen genauso wie heute sein, also sehr stürmisch. Das Schiff mit dem wir fahren, soll auch nicht das Größte sein, also sicherlich Achterbahn fahren. Mal sehen, wie uns das bekommt.

Es kann sein, dass wir uns in den nächsten Tagen wieder einmal in einer internetfreien Zone befinden.

Nachtrag: Das Boot, mit dem wir voraussichtlich morgen fahren, liegt hier auf dem Gelände noch aufgebockt und hektische Betriebsamkeit hat begonnen. Wir sind gespannt, zumindest geht es nicht mehr ganz so früh los, Treffen ist um 06:45.

08.04.2023

km 66759

Grundstück Whalesound (RN9) über Cabo Froward (südlichster Punkt des amerikanischen Festlands,) nach Insel Carlos III

Temperatur 5°C

den ganzen Tag regnerisch und extrem windig

um 05:30 klingelte der Wecker, draußen regnete und stürmte es. Trotzdem aufstehen, anziehen, Kaffee machen und schauen, ob es neue Nachrichten gibt. Ja, die gibt es und zwar von Whalesound. Der Starttermin der Abfahrt wurde auf Grund der aktuellen Wetterlage um 12h nach hinten verschoben.

Na toll, erst einmal eine Rolle rückwärts und wieder in die Koje (Bett) zurück. Der Plan lautet jetzt, Abfahrt um 18:30 und in die Nacht hinein Die großen Versprechen, was wir auf der Hintour alles sehen werden, lösen sich wohl in Luft auf. Meines Wissens ist es nachts immer ziemlich dunkel, auch hier. Die Reise wird dadurch aber nicht länger, der Tagesablauf morgen bleibt der gleiche. Das wird bestimmt toll, so unausgeschlafen.

Theres hat sich schon immer einen freien Tag gewünscht, den hatten wir jetzt. Ihre Vorstellungen von diesem sahen, denke ich, doch etwas anders aus (Sonne, Wärme und Strand). Trotzdem war uns nicht langweilig.

Ein kleiner Morgenspaziergang über einen städtischen Friedhof, der nur aus Wiesengräbern mit Kunstblumen bestand. Einem ausgiebigen Mittagsschlaf und einem Telefonat mit Phil, Lena, Noah und Romi, das wir nächste Woche noch einmal nachholen müssen, wenn mehr Ruhe und Romi wieder ganz gesund ist.

Man hätte auch noch irgendwelche Reparaturen durchführen können, aber mir viel absolut nichts ein und das Wetter sprach irgendwie auch nicht dafür.

Aus dem Fenster kann ich gerade beobachten, wie unser Kahn jetzt im Wasser schwimmt und von der Leine gelassen wird. Das ist doch schon mal ein positives Zeichen.

Gegen 19:00 ging es nun gestern endlich los, nachdem wir schon eine halbe Stunde draußen in der Kälte gestanden haben (Absprache war 18:30), südamerikanische Pünktlichkeit halt. Jonathan, der Reiseleiter, hat uns dann allerdings verständlich gemacht, dass er uns auch aus unserem Camper abgeholt hätte.

Dann ging es mit dem Shuttlebus bis nach Bahia Carrera, wo das von uns schon beschriebene Boot vor Anker lag. Es war bereits dunkel und einen Steg gab es nicht (war ja schließlich nur eine Bucht).

Der weitere Ablauf erinnerte uns an Filme, in denen irgendwelche Waren mit dem Boot geschmuggelt wurden. Das Boot kam bis an den Strand, dann zog sich Jonathan Gummistiefel an, die vom Boot kamen und zog das mitgeführte Schlauchboot an den Strand. „Zuerst das Gepäck und dann ihr aber immer nur 3 Personen bitte.“ Das Schlauchboot wurde dann am Schiff entlang gezogen und über eine kurze Strickleiter ging es auf das Boot. Mittlerweile war es bestimmt schon 21:30.

Dann gab es ein kurzes Briefing: „Also, die Überfahrt kann etwas holperig werden und länger als normal dauern. Der Wind aus dem Pazifik ist heute stärker als der vom Atlantik, diesen bekommen wir, sobald wir um den südlichsten Punkt vom Festland kommen (also kurz nach Mitternacht), direkt von vorne. Das heißt starker Wellengang und eine längere Fahrzeit. Was heißt das? Wir werden auf dem Schiff übernachten. Ihr seid 10 Personen, es gibt aber nur 7 Liegemöglichkeiten: 2 im Bug, 2 im Heck und 3 in der Kombüse. Wer anfällig für die Seekrankheit ist, sollte nicht im Bug liegen, dort schlägt das Schiff immer schön auf das Wasser auf.“ Tolle Aussichten!

Die Reise war ja für alle mit Vollpension gebucht und sollte mit einem Abendessen auf der Insel beginnen. Naja, so ein Schiff ist ja auch eine kleine Insel und so gab es Wasser, Tee, Obst und Sandwiches.

Gegen 23:00 suchte sich dann jeder ein Schlafplätzchen und es ging irgendwie auch auf. Theres in der Kombüse und ich habe mir ein Plätzchen im Bug ergattert. Was soll ich sagen, an Schlaf war nicht so richtig viel zu denken, denn nach Mitternacht ging es richtig ab. Als Vergleich würde ich im Winterurlaub eine nicht endende unpräparierte Buggelpiste über 5h nehmen. Nur das man die wahrscheinlich nicht durchhalten würde.

Es ist schon ein cooles Gefühl, wenn man ab und zu die Bodenhaftung zwischen Körper und Bett verliert. Aber das Schiff hat bewiesen, dass es seetauglich ist.

4 Kommentare

  1. Gerda Günther

    Hallo ihr Weltreisenden, Theres und Ralf, Christiane hat mir den Zugang zu eurem Reisebericht vermittelt und ich bin total begeistert! Ich habe alles bis zum heutigen Tag nachgelesen und kann nur staunen und mich mitfreuen. Was dürft ihr alles sehen und erleben! Ab und zu kamen mir Erinnerungen an unsere gemeinsamen Campingreisen vor ca. 35 Jahren. Geht es dir auch manchmal so, lieber Ralf?
    Ich wünsche euch ein frohes gesegnetes Osterfest in der Ferne und natürlich eine behütete und erlebnisreiche Weiterreise durch Südamerika und grüße euch ganz herzlich aus Sachsen! Gerda, in Gedanken mit euch unterwegs.

    • Ralf

      Liebe Gerda, das war ja jetzt eine Überraschung. Vielen Dank für deinen lieben Ostergruß, dass wir dieses Jahr aber wirklich absolut anders erlebt haben. Wenn du jetzt mitliest, müssen wir ja noch mehr auf Grammatik und Rechtschreibung achten;-).
      Ja, ich denke damals vor über 35 Jahren wurde die Grundlage zum Reisen gelegt und deine Reisetagebücher, die wir dann Jahre später gelesen haben, der Auslöser die Tage ebenfalls so festzuhalten. Manchmal wünschen wir uns auch, die Tour nicht zu zweit sondern zu viert zu erleben, aber ob dann so viel Kontakt zu den Einheimischen wäre? Danke an Christiane, dass sie dir den Link weiter gegeben hat und wir freuen uns wenn es dir gefällt. Die Bilder kommen übrigens alle von Theres. Coole Arbeitsteilung;-)
      Liebe Grüße von Ralf und Theres

  2. Christel & Werner Schulz

    Ihr lieben T & R,
    vielen Dank für Eure laufenden Berichte, durch die wir Anteilnehmen können an Eurer Reise.
    Danke aber auch für Eure Karte aus Ushuaia, die heute (12.04.23) bei uns eintraf.
    Wir denken weiter an Euch und grüßen Christel & Werner.

    • Ralf

      Liebe Christel und lieber Werner, vielen Dank für euren lieben Gruß. Ja, ich glaube wenn wir nicht jeden Tag aufschreiben würden, was wir erleben und wo wir waren, würden wir schon längst viel durcheinander bringen. So haben gleich alle etwas davon.
      Ushuaia ist ja schon gefühlt ewig her, da merkt man halt, dass 14000 km auch für eine Postkarte ein ganz schön langer Weg ist;-).
      Liebe Grüße von T & R 😉

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